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Seite: zyklen >>>
Titel: zyklen
Text:
bild01
Im Zyklus DOKUMENTATIONEN setze ich die Schwerpunkte meiner fotografischen Arbeit zum einen auf die Vermessung des Raumes und zum anderen darauf, etwas zu archivieren, bevor es sich unumkehrbar verändert oder verschwindet.
Wenn es um den Raum, den Ort geht, lege ich den Fokus dabei - im Sinne Marc Augés Nicht-Orte - auf jene Räume, die nie eine Geschichte hatten oder gerade dabei sind, diese zu verlieren. Einerseits sind das Orte des Übergangs, sowohl in räumlicher, als auch in zeitlicher Hinsicht - Orte an denen man vorbei zieht, die keine Identifikation zulassen, die in erster Linie funktional sind. Andererseits sind es Orte, die wir im Gegensatz zu den [medialen] Sehnsuchtsorten verwahrlosen lassen, Orte, die wir nicht mehr brauchen - Orte am Rande.
Wenn es um die zeitliche Dimension der Fotografie geht, beglaubigt die Fotografie den Zustand einer Sache, einer Person zu einem bestimmten Zeitpunkt. Aus dem Fluss der Zeit nimmt sie einen bestimmten Punkt heraus, friert ihn ein und macht ihn so sichtbar. Impliziert ist damit auch die Vorzukunft, einer Zukunft, in der es heißen wird: Es ist gewesen.
Roland Barthes schreibt: „Die PHOTOGRAPHIE ruft nicht die Vergangenheit ins Gedächtnis zurück (nichts Proustisches ist in einem Photo). Die Wirkung, die sie auf mich ausübt, besteht nicht in der Wiederherstellung des (durch Zeit, durch Entfernung) Aufgehobenen, sondern in der Beglaubigung, daß das, was ich sehe, tatsächlich dagewesen ist.“. Dem Veränderlichen, das schließlich im Verschwinden endet, kann die Photographie entgegenhalten ein „Es-ist-so-gewesen“.
bild02
In dieser Auseinandersetzung mit dem Vermessen des Raumes, der Archivierung räumlicher und architektonischer Gegebenheiten und der Analyse medialer Bildlandschaften habe ich einige Bildstrategien entwickelt, die zu einer Mehrteiligkeit oder Umdeutung von Bildern geführt hat und die unter dem Titel INTERVENTIONEN zusammengefasst sind.
Vilem Flusser schreibt dazu in „Für eine Philosophie der Fotografie“: „ Der Fotograf zweifelt, aber nicht in der Art eines wissenschaftlichen, religiösen oder existentiellen Zweifels, sondern im Sinne einer neuen Art von Zweifel, bei welchem Stutzen und Entscheidung zu Körnern zerrieben werden – eines quantelnden, atomisierten Zweifels. Jedesmal, wenn der Fotograf auf eine Hürde stößt, entdeckt er, daß der von ihm eingenommene Standpunkt aufs „Objekt” konzentriert ist und daß ihm der Apparat unzählige Standpunkte gestattet. Er entdeckt die Vielzahl und Ebenbürtigkeiten der Standpunkte seinem „Objekt” gegenüber. Er entdeckt, daß es nicht darum geht, einen vorzüglichen Standpunkt einzunehmen, sondern darum, so viele Standpunkte wie möglich zu realisieren. Seine Wahl ist also nicht qualitativer, sondern quantitativer Art.“
Diese Mehrteiligkeit versuche ich immer wieder in neuen Varianten durchzuspielen. Auch im Sinne einer Veränderung des Standpunktes, die der Apparat zulässt, habe ich nicht nur diese Variabilität der Perspektive auf einen Gegenstand oder Ort, sondern auch Transformationen der Farb- und Tonwerte in den Zyklus INTERVENTIONEN aufgenommen.
bild08
Im Zyklus INTERPRETATIONEN greife ich bestimmte Formen und Zustände der Natur auf, ordne sie erneut und entwickle daraus veränderte Sichtweisen auf die Natur. Diese Reflexion über Natur, das Aufgreifen und Verarbeiten von Erkenntnissen aus der Biologie und der Historischen Geologie einerseits und ihre Umsetzung in eine jeweils spezifische Bildsprache andererseits stehen in einem direkten Kontext: Die formale Umsetzung fußt immer auf einer Betrachtung der Natur und ihrer Gesetzmäßigkeiten und definiert die vorhandenen Naturformen aus dieser Betrachtung heraus neu, gestaltet Natur neu, schafft aus Natur Kunst.
Die Bilder dieses Zyklus sind also nicht Abbilder von Natur, sondern verbinden das Wissen über Natur mit einer daraus resultierenden Überarbeitung der Bildinhalte mittels der Fotografie. Es geht nicht um das Zeigen eines Zustandes zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort, sondern um die Verwendung des Bildinhaltes für eine zu kommunizierende Idee. Diese Idee wird den Bildern eingeschrieben und bildet den interpretierbaren Teil des Bildes..
bild04
Der Zyklus NATURA MORTA hat die Natur als durchgängiges Thema und schränkt den in seiner Definition weit gefassten Begriff somit wieder weitgehend ein. Es geht nicht um die Natur der Gegenstände, sondern um die Natur als solche und weiter gedacht um die Natur der Natur.
Ebenso wird der Begriff morta eingeengt und meint hier in erster Linie tote und nicht bloß unbewegte Gegenstände. Es geht um die Erfassung und Deutung von Abgestorbenem, Gewesenem, Vergangenem und Zerstörtem.
Der Begriff Natura morta wird also nicht nur in der Übersetzung des Wortes Stillleben verwendet, sondern ist auch im engeren Sinne des Wortes als tatsächlich "tote Natur" gemeint.
Gemeinsam ist allen Arbeiten aus diesem Zyklus das Spiel mit der Realität und der Imagination, aber nicht im Sinne eines Infragestellens des Wirklichkeitsgehalts der Fotografie und auch nicht im Sinne einer Untersuchung der Beziehung zwischen Abbild und Realität. Es geht mir nicht um die Frage, ob eine Fotografie die Wirklichkeit repränsentiert. Es geht mir vielmehr um eine doppelte Sichtweise auf das Bild, einerseits als Abbild und andererseits als eigenständiges Objekt.
NATURA MORTA ist auch der Versuch, Bildstörungen und Bildzerstörungen mit den Mitteln der analogen Fotografie analog zu Prozessen in der Natur oder deren wissenschaftlicher Bearbeitung umzusetzen. Im Gegensatz zur digitalen Fotografie, die auf dem Prinzip höchster Ordnung basiert und sich unserem direkten Eingriff entzieht, ist es in der anlogen Fotografie möglich, durch materielle Eingriffe Prozesse der Zerstörung zu imitieren, und somit indirekt abzubilden. Entstehen soll ein Bild über dem Bild, ein Bild aus dem Bild, ein Bildobjekt.
Titel: zyklen
Text:
DOKUMENTATIONEN
bild01
Im Zyklus DOKUMENTATIONEN setze ich die Schwerpunkte meiner fotografischen Arbeit zum einen auf die Vermessung des Raumes und zum anderen darauf, etwas zu archivieren, bevor es sich unumkehrbar verändert oder verschwindet.
Wenn es um den Raum, den Ort geht, lege ich den Fokus dabei - im Sinne Marc Augés Nicht-Orte - auf jene Räume, die nie eine Geschichte hatten oder gerade dabei sind, diese zu verlieren. Einerseits sind das Orte des Übergangs, sowohl in räumlicher, als auch in zeitlicher Hinsicht - Orte an denen man vorbei zieht, die keine Identifikation zulassen, die in erster Linie funktional sind. Andererseits sind es Orte, die wir im Gegensatz zu den [medialen] Sehnsuchtsorten verwahrlosen lassen, Orte, die wir nicht mehr brauchen - Orte am Rande.
Wenn es um die zeitliche Dimension der Fotografie geht, beglaubigt die Fotografie den Zustand einer Sache, einer Person zu einem bestimmten Zeitpunkt. Aus dem Fluss der Zeit nimmt sie einen bestimmten Punkt heraus, friert ihn ein und macht ihn so sichtbar. Impliziert ist damit auch die Vorzukunft, einer Zukunft, in der es heißen wird: Es ist gewesen.
Roland Barthes schreibt: „Die PHOTOGRAPHIE ruft nicht die Vergangenheit ins Gedächtnis zurück (nichts Proustisches ist in einem Photo). Die Wirkung, die sie auf mich ausübt, besteht nicht in der Wiederherstellung des (durch Zeit, durch Entfernung) Aufgehobenen, sondern in der Beglaubigung, daß das, was ich sehe, tatsächlich dagewesen ist.“. Dem Veränderlichen, das schließlich im Verschwinden endet, kann die Photographie entgegenhalten ein „Es-ist-so-gewesen“.
INTERVENTIONEN
bild02
In dieser Auseinandersetzung mit dem Vermessen des Raumes, der Archivierung räumlicher und architektonischer Gegebenheiten und der Analyse medialer Bildlandschaften habe ich einige Bildstrategien entwickelt, die zu einer Mehrteiligkeit oder Umdeutung von Bildern geführt hat und die unter dem Titel INTERVENTIONEN zusammengefasst sind.
Vilem Flusser schreibt dazu in „Für eine Philosophie der Fotografie“: „ Der Fotograf zweifelt, aber nicht in der Art eines wissenschaftlichen, religiösen oder existentiellen Zweifels, sondern im Sinne einer neuen Art von Zweifel, bei welchem Stutzen und Entscheidung zu Körnern zerrieben werden – eines quantelnden, atomisierten Zweifels. Jedesmal, wenn der Fotograf auf eine Hürde stößt, entdeckt er, daß der von ihm eingenommene Standpunkt aufs „Objekt” konzentriert ist und daß ihm der Apparat unzählige Standpunkte gestattet. Er entdeckt die Vielzahl und Ebenbürtigkeiten der Standpunkte seinem „Objekt” gegenüber. Er entdeckt, daß es nicht darum geht, einen vorzüglichen Standpunkt einzunehmen, sondern darum, so viele Standpunkte wie möglich zu realisieren. Seine Wahl ist also nicht qualitativer, sondern quantitativer Art.“
Diese Mehrteiligkeit versuche ich immer wieder in neuen Varianten durchzuspielen. Auch im Sinne einer Veränderung des Standpunktes, die der Apparat zulässt, habe ich nicht nur diese Variabilität der Perspektive auf einen Gegenstand oder Ort, sondern auch Transformationen der Farb- und Tonwerte in den Zyklus INTERVENTIONEN aufgenommen.
INTERPRETATIONEN
bild08
Im Zyklus INTERPRETATIONEN greife ich bestimmte Formen und Zustände der Natur auf, ordne sie erneut und entwickle daraus veränderte Sichtweisen auf die Natur. Diese Reflexion über Natur, das Aufgreifen und Verarbeiten von Erkenntnissen aus der Biologie und der Historischen Geologie einerseits und ihre Umsetzung in eine jeweils spezifische Bildsprache andererseits stehen in einem direkten Kontext: Die formale Umsetzung fußt immer auf einer Betrachtung der Natur und ihrer Gesetzmäßigkeiten und definiert die vorhandenen Naturformen aus dieser Betrachtung heraus neu, gestaltet Natur neu, schafft aus Natur Kunst.
Die Bilder dieses Zyklus sind also nicht Abbilder von Natur, sondern verbinden das Wissen über Natur mit einer daraus resultierenden Überarbeitung der Bildinhalte mittels der Fotografie. Es geht nicht um das Zeigen eines Zustandes zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort, sondern um die Verwendung des Bildinhaltes für eine zu kommunizierende Idee. Diese Idee wird den Bildern eingeschrieben und bildet den interpretierbaren Teil des Bildes..
NATURA MORTA
bild04
Der Zyklus NATURA MORTA hat die Natur als durchgängiges Thema und schränkt den in seiner Definition weit gefassten Begriff somit wieder weitgehend ein. Es geht nicht um die Natur der Gegenstände, sondern um die Natur als solche und weiter gedacht um die Natur der Natur.
Ebenso wird der Begriff morta eingeengt und meint hier in erster Linie tote und nicht bloß unbewegte Gegenstände. Es geht um die Erfassung und Deutung von Abgestorbenem, Gewesenem, Vergangenem und Zerstörtem.
Der Begriff Natura morta wird also nicht nur in der Übersetzung des Wortes Stillleben verwendet, sondern ist auch im engeren Sinne des Wortes als tatsächlich "tote Natur" gemeint.
Gemeinsam ist allen Arbeiten aus diesem Zyklus das Spiel mit der Realität und der Imagination, aber nicht im Sinne eines Infragestellens des Wirklichkeitsgehalts der Fotografie und auch nicht im Sinne einer Untersuchung der Beziehung zwischen Abbild und Realität. Es geht mir nicht um die Frage, ob eine Fotografie die Wirklichkeit repränsentiert. Es geht mir vielmehr um eine doppelte Sichtweise auf das Bild, einerseits als Abbild und andererseits als eigenständiges Objekt.
NATURA MORTA ist auch der Versuch, Bildstörungen und Bildzerstörungen mit den Mitteln der analogen Fotografie analog zu Prozessen in der Natur oder deren wissenschaftlicher Bearbeitung umzusetzen. Im Gegensatz zur digitalen Fotografie, die auf dem Prinzip höchster Ordnung basiert und sich unserem direkten Eingriff entzieht, ist es in der anlogen Fotografie möglich, durch materielle Eingriffe Prozesse der Zerstörung zu imitieren, und somit indirekt abzubilden. Entstehen soll ein Bild über dem Bild, ein Bild aus dem Bild, ein Bildobjekt.
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