intro
Seit dem Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert hat ein Umbau der Landschaft begonnen, der gekennzeichnet ist von der Aufgliederung in verschiedene und abgegrenzte Bereiche der Nutzung. Gab es davor eine weitgehende Einheit von Wohnen, Arbeiten und privatem wie sozialem Leben, setzt mit der Industrialisierung eine Ausdifferenzierung und Diversifizierung des zur Verfügung stehenden Raumes ein. Im Gleichklang mit der immer höheren Spezialisierung unserer Arbeitswelt und dem immer größer werdenden Freizeit- und Warenangebot wird der Raum immer mehr in von einander getrennte Zonen unterteilt.
Daraus entwickelt sich auch ein immer größeres Verkehrsaufkommen, wenn wir diese einzelnen Zonen erreichen wollen oder müssen. Wir wohnen nicht dort, wo wir arbeiten, wir arbeiten nicht dort, wo wir einkaufen, wir kaufen nicht dort ein, wo wir unsere Freizeit verbringen, wir verbringen unsere Freizeit nicht auf den Verkehrswegen und wir fahren nicht, wo wir spazieren gehen. Dazu kommt der Platz, der für die forst- und landwirtschaftliche Nutzung bestehen bleiben muss und letzten Endes die Fläche für eine immer schützenswertere und in Bedrängnis geratene Natur - so es diese aufgrund des allgegenwärtigen menschlichen Eingriffs überhaupt noch gibt.
Um dieses Nebeneinander möglichst geordnet und konfliktfrei zu ermöglichen, schränken wir uns mit Raumordnungsplänen und immer strikteren Nutzungsvorschriften ein. Die Folgen von Übernutzung, Bodenversiegelung, Hochwasserschutz, Lawinen- und Murenabgängen in Verbindung mit einer immer höheren Bevölkerungsdichte in den Ballungsräumen bringen dieses System der zonalen Gliederung unseres Raumes an den Rand des Machbaren. Widerstände regen sich seit den Siebzigern des vorigen Jahrhunderts in immer größerem Umfang gegen großindustrielle oder verkehrsplanerische Vorhaben. Die Vorräte an Raum sind schon längst zur Neige gegangen.
Die seit 2022 fortlaufende Arbeit zonen setzt sich mit dieser Aufgliederung unseres kulturell und zivilisatorisch geprägten Raumes auseinander. Die Gliederung wird durch die einzelnen Themen vorgenommen, die formale Umsetzung soll hingegen eine Klammer um diese Zonierungen setzten. Das sehr schmale und panoramaartige Format der Bilder soll die Ein- und Abgrenzung der zonalen Gliederung aufnehmen und unterstreichen. Ich habe auch bewusst auf die Darstellung ausufernder und problembehafteter Nutzungen der einzelnen Zonen zugunsten eines Blicks auf das Unspektakuläre und Alltägliche verzichtet. Übertourismus, Staus oder drastische Umweltzerstörung klammere ich aus, da sie nicht das abbilden, was verbreitet, durchschnittlich und allgegenwärtig ist und unsere Umgebung weitgehend prägt.
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